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Wenn du alles selbst kannst – aber nicht mehr willst

Es fängt harmlos an. Du bist ein ehrgeiziger Unternehmer, hast dein Business aufgebaut, kennst jeden Prozess, jede Schwachstelle, jedes Detail. Du weißt, dass du jede Aufgabe selbst erledigen kannst – und meistens sogar besser als die Leute, die du dafür einstellen würdest.

Doch dann ertappst du dich dabei, wie du nachts um halb eins noch eine Rechnung im Buchhaltungstool verbuchst.
Oder du stehst in einem Meeting und realisierst, dass du der einzige bist, der wirklich einen Plan hat – und deswegen auch der einzige, der alles entscheidet.
Oder du willst endlich mal „strategisch am Business arbeiten“, aber stattdessen bringst du einem neuen Mitarbeiter zum dritten Mal bei, wie eine simple Aufgabe richtig erledigt wird.

Jede Sekunde, die du in solche Aufgaben steckst, ist eine Sekunde, die du nie wieder zurückbekommst.

Die Opportunitätskosten des „Ich mach’s selbst“

Jeder Unternehmer kennt das Gefühl:
„Ich delegiere später, wenn’s ruhiger wird.“
„Ich finde einfach niemanden, der das so macht, wie ich es brauche.“
„Ich kann das schneller selbst erledigen, als es jemandem zu erklären.“

Und genau das ist das Problem.

Jedes Mal, wenn du eine Aufgabe übernimmst, die du nicht übernehmen musst, kostet es dich:

🔹 Geld: Weil du an Dingen arbeitest, die jemand für 20–50 €/Stunde erledigen könnte, während du 500 €/Stunde oder mehr wert bist.

🔹 Wachstum: Weil du dich mit Mikroaufgaben beschäftigst, anstatt an der Skalierung deines Unternehmens zu arbeiten.

🔹 Energie: Weil du am Ende des Tages ausgelaugt bist – nicht von den wichtigen Entscheidungen, sondern vom Klein-Klein, das sich in deinen Tag schleicht.

🔹 Fokus: Weil du nicht mehr kreativ denkst, sondern nur noch auf „Reaktionsmodus“ geschaltet bist.

Es ist das perfekte Rezept, um ein erfolgreiches Business zu hassen.

Alltagssituationen, an denen du merkst, dass du dich selbst blockierst

Hier ein kleiner Realitätscheck. Wenn du dich in einem dieser Szenarien wiedererkennst, ist es Zeit, umzudenken:

🚨 Du bist ständig im „ich muss kurz was erledigen“-Modus.
Du wolltest den Tag nutzen, um an deiner Strategie zu arbeiten. Aber stattdessen beantwortest du E-Mails, löst Kundenprobleme und „fixst“ Dinge, die eigentlich nicht dein Problem sind.

🚨 Du erklärst immer wieder dieselben Dinge – und fühlst dich wie eine kaputte Schallplatte.
Statt Prozesse zu dokumentieren oder einen Trainer einzusetzen, wiederholst du dich wie ein Callcenter-Agent.

🚨 Du kommst erst nach Feierabend zu den wirklich wichtigen Dingen.
Die Meetings, das Team, die operativen Probleme – all das frisst deinen Tag auf. Erst spät abends kannst du dich um dein eigentliches Ziel kümmern.

🚨 Du machst Aufgaben, die dich NULL erfüllen – aber „jemand muss es ja tun“.
Du hast dir Selbstständigkeit ausgesucht, um frei zu sein, aber stattdessen kümmerst du dich um Office-Admin-Kram, Beleg-Uploads und Social-Media-Posts, weil „es sonst keiner macht“.

🚨 Du bist genervt davon, immer der Bottleneck zu sein – aber lässt es trotzdem nicht los.
Dein Team wartet auf deine Entscheidungen, dein Unternehmen kann nicht ohne dich laufen – und du bist ständig die Feuerwehr für alles.

So ging es mir eine Zeit lang auch. Und wenn ich ganz ehrlich bin: Ein Teil von mir wollte gebraucht werden. Denn es fühlt sich gut an, wenn man der „Retter“ ist, der alles zusammenhält.

Aber genau das hält dein Business klein.

Die eigentliche Frage: Wofür wurdest du Unternehmer?

Du hast dein Business nicht gegründet, um dein eigener schlecht bezahlter Assistent zu sein.

Du bist hier, um Wert zu schaffen.
Um Innovationen zu treiben.
Um das Unternehmen strategisch nach vorne zu bringen.
Um dich mit den Themen zu beschäftigen, die dir Energie geben – nicht mit denen, die dich auslaugen.

Wenn du in deinem Business alles selbst machst, bist du nicht der CEO – du bist einfach nur ein viel beschäftigter Mitarbeiter mit fancy Titel.

Die härteste, aber wichtigste Erkenntnis:
👉 Jede Stunde, die du an Low-Value-Aufgaben verschwendest, ist eine Stunde, die du nie wieder in High-Value-Wachstum stecken kannst.

Das Mindset-Shift, der alles verändert

Dan Martell nennt es in Buy Back Your Time den „Buyback Loop“: Löse dich von Aufgaben, die du nicht machen solltest, um Raum für deine echte Zone of Genius zu schaffen.

Heißt:
Jede Aufgabe, die dich unter deinem eigentlichen Wert pro Stunde hält, gehört nicht mehr in deinen Kalender.
Deine Zeit ist deine wertvollste Ressource – nicht dein Geld.
Delegieren ist nicht Kosten sparen, sondern Wert schaffen.

Und ja, das bedeutet, dass du dein Ego an manchen Stellen runterschlucken musst. Dass jemand aus deinem Team es vielleicht erst 80 % so gut macht wie du. Aber 80 % erledigt sind besser als 100 % nie delegiert.

Das Beste daran? Sobald du Raum schaffst, kannst du endlich wieder tun, was du eigentlich liebst.

Fazit: Du musst kein Superheld sein – du musst loslassen können.

Wenn du alles selbst kannst, bist du talentiert.
Aber wenn du lernst, das Richtige abzugeben, wirst du unaufhaltbar.

Die Frage ist nicht, ob du delegieren kannst. Sondern wie lange du noch zulassen willst, dass dein eigenes Business dich bremst.